Pfaffenhofener Kurier vom Montag, 20. Juli 2009 „Wir würden auch für Hopfen zupfen" Willy Astor entführt Publikum zu fernen Klanginseln / Gute Stimmung trotz schlechtem Wetter Von Verena Vogl Scheyern (vov) „Tonjuwelen" statt „Reimgold" hatte Willy Astor beim 3. Lied-Gut Open Air in Scheyern im Gepäck. Er stellte aktuelle Stücke aus dem neuen Album „Sound of Islands" vor, hatte aber auch typisches „Inselwetter" mitgebracht. In weiten Teilen bei strömendem Regen
folgten rund 800 in Plastik verpackte
Besucher Astors Reise zu den Klanginseln.
Der tollen Stimmung im Publikum
tat dies jedoch keinen Abbruch. Man durfte träumen Das „Inselwetter" bei Sound of
Islands veranlasste die Musiker,fast zwei Stunden lang ohne
Pause durchzuspielen, und inspirierte Astor
auch zu einigen Scherzen: Bezüglich seiner
Signierstunde bot er an, heute auch zu
tätowieren: „Das ist regenfest".
Oder, etwas frecher, an einen Gast im
Publikum gewandt: „Gab’s die Regenjacke auch
in Ihrer Größe?" Unterstützt von
Martin Kälberer (Piano, Percussion), Titus Vollmer
(Gitarre) und Kiko Pedrozo (Harfe) löste
Astor sein Versprechen ein, die Zuhörer auf
eine innere Reise zu schicken. Sei es bei
einer verträumten musikalischen Fahrt mit der
Nautilus, bei einem malerischen Abstecher auf
die Malediven oder einem Stück über die
Stille der Nacht – es durfte geträumt,
meditiert und entspannt werden. Scherzhafte Wortspiele Wenn man dann sah, wie das Publikum
bei lebhafteren Liedern wie einem jüdisch
angehauchten Stück oder der brillanten Reise
durch Filmmusikklassiker begeistert mitging, fragte
man sich doch, warum nicht etwas mehr von
solchen Stücken gespielt wurde. Astor lockerte
den Abend immer wieder durch scherzhafte
Bemerkungen und Wortspiele auf,
was vom Publikum dankbar und mit Gelächter
aufgenommen wurde. „Wir würden auch
für Hopfen zupfen", bekannte der
Gitarrist Astor, mit Anspielung auf die
hiesige Hopfenregion. Bisweilen schrammte er
aber auch am Rande des Kalauers, wenn er den
Harfinisten als „Haar-Fee" bezeichnete.
Aber: „Was besseres fällt mir heute nicht
ein, dafür muss es erst wärmer
werden", so Astor.
Virtuosität bei strömendem Regen Publikum hätte gerne noch mehr von Katharina Kränzlein gehört Scheyern (vov) Sie hatte wettermäßig den schwersten Stand, denn gerade beim Auftritt der virtuosen Geigerin Anna Katharina Kränzlein schüttete es ununterbrochen. Kränzlein trat trotzdem beherzt in kurzem Kleidchen auf die Bühne und sah sich etwa halb vollen Sitzreihen gegenüber. Viele Gäste hatten aber auch stehend im Barbereich oder unter sonstigen Überdachungen Schutz gesucht und folgten der Darbietung von dort aus. Die ehemalige mehrfache Jugend-musiziert-Preisträgerin
verzauberte mit ihren fetzig arrangierten klassischen
Weisen. Sie hoffe, mit ihrer Musik das schlechte
Wetter „wegzuspielen", wie die
Geigerin in einer Ansage scherzhaft meinte. Kränzlein
setzte bei ihrer Musikauswahl vor allem auf
temporeiche, lebhafte Stücke, deren schnelle
Läufe sie technisch hervorragend meisterte. Aber
nicht nur klassische Weisen wie ein Csardas
kamen zu Gehör, auch indische Einflüsse oder
gar Voodoo-Musik zeigte die Geigenvirtuosin
in gelungenen, mitreißenden Arrangements. |